Vier Gemeinden – Arzberg, Hainichen, Oederan und Ehrenfriedersdorf – hatten sich 2017 und 2018 auf den Weg gemacht, um zu untersuchen, inwieweit Familienfreundlichkeit in ihrer Kommune bereits umgesetzt ist, was sich in den Schwerpunktbereichen Verwaltung, Wohnen, Verkehr und Familienorte noch verbessern lässt und welche Herausforderungen auf anderer Ebene gelöst werden müssen. Mit der Vorstellung der Ergebnisse aus Hainichen, Oederan und Ehrenfriedersdorf auf dem Fachtag wurde das Projekt in seiner aktuellen Form abgeschlossen. Die Präsentationen der Kommunen waren in einen familienpolitischen Rahmen eingebettet, den die eingeladenen Gastredner mit ihren Beiträgen setzten und den der eigens aus Arzberg angereiste Bürgermeister Holger Reinboth mit seinem spontanen Kurzbeitrag ergänzte.
Durch den Nachmittag führte die Vorsitzende des DFV, Beatrix Schnoor, die kurzfristig die Moderation übernommen hatte und zunächst die Teilnehmer begrüßte. Danach übergab sie das Wort an Bürgermeister Miko Runkel, Leiter des Dezernats „Recht, Sicherheit und Umweltschutz“ in Chemnitz, der das erste Grußwort sprach. In seiner Rede bezeichnete er Familie als lebenslange Verantwortungsgemeinschaft und sicherstes Netzwerk. Er hob Familienfreundlichkeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe hervor, für die es eine ent-sprechende Infrastruktur zu schaffen gelte. Dabei verwies er darauf, dass Chemnitz als erste Stadt „Kinder-Familien-Zentren“ als Orte der Begegnung eingerichtet habe und eine Vorreiterrolle bei den „Frühen Hilfen“ einnehme. So gibt es in Chemnitz beispielsweise „Familienhebammen“, die die Familien bis zu einem Jahr nach der Geburt eines Kindes begleiten und weitere Unterstützungsangebote vermitteln.



Als nächstes folgte Ulrich Menke, Leiter der Abteilung 4 Jugend, Familie, Teilhabe des Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz. Er betonte, dass Familienpolitik ein ressortübergreifendes Thema sei und die Zuständigkeit nicht nur im Sozialministerium verortet werden solle. Hier seien konzeptionelle Vorstellungen gefragt. Als Schwerpunkte sächsischer Familienpolitik nannte er nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch die Frage nach den Rahmenbedingungen für die Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen. Zudem hob Herr Menke die große Bedeutung der Familienbildung hervor.
Den inhaltlichen Teil des Nachmittags, in dem die teilnehmenden Kommunen nach der Kaffeepause ihre Ergebnisse vorstellten, leitete Prof. Dr. Günther Schneider, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern, mit einem Impulsreferat ein. Eindrücklich betonte er die Bedeutung von Familienfreundlichkeit als ressortübergreifendes Schnittstellenthema – und dies nicht nur bei allen kommunalpolitischen Entscheidungen, sondern auch auf Landes- und Bundesebene – da Familienpolitik überall stattfinde.
Im Verlauf seiner Ausführungen hob Professor Schneider mehrere Punkte hervor: die strukturelle Benachteiligung von Familien, die aktive Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben sowie die besondere Situation im ländlichen Raum. Dabei verwies er zum einen auf die Richtlinie Familienwohnen des Staatsministeriums des Innern für den ländlichen Raum, zum anderen auf das Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“ (KSP). Mit dieser Förderung sollen sächsische Gemeinden mit zwischen 2.000 und 17.500 Einwohnern unterstützt werden, um gemeinsam mit anderen Kommunen ihre Infrastruktur zur Daseinsvorsorge bedarfsgerecht und langfristig anzupassen und somit die Lebensqualität in der Region zu erhöhen. Abschließend rief Professor Schneider die Kommunen zur überörtlichen Zusammenarbeit auf gemäß der Devise: „Was der eine hat, muss der andere nicht haben“.
Bevor die Vertreter der Kommunen Hainichen (Bürgermeister Dieter Greysinger und Stadtrat Joachim Fänder), Oederan (Hauptamtsleiter Kevin Thiele) und Ehrenfriedersdorf (Bürgermeisterin Silke Franzl und Mitglieder der Arbeitsgruppen) ihre Ergebnisse vorstellten, bedankte sich Holger Reinboth, Bürgermeisterder ersten Modellkommune Arzberg, nochmals für dieses Projekt. Er wiederholte seine dringende Bitte aus dem Jahr 2017, auch diejenigen Probleme nicht außer Acht zu lassen, die nicht im Verantwortungsbereich der Kommunen liegen, sondern auf anderer Ebene gelöst werden müssen.
Am Ende der Veranstaltung bedankte sich die DFV-Vorsitzende Beatrix Schnoor herzlich bei allen teilnehmenden Kommunen sowie den Referenten und Teilnehmern des Fachtages. Als Dank und Zeichen der Anerkennung für die engagierte Beteiligung der Kommunen an dem Projekt überreichte sie deren Vertreter jeweils einige Bögen individualisierter Brief-Aufkleber in Form eines Ortseingangsschildes: „Familien im Zentrum. Familienfreundliche Kommune 2018. Projekt des Deutschen Familienverbands (DFV) Landesverband Sachsen e.V.“.